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Dumme Basenjis?
07.07.2019 11:48

Dumme Basenjis?
Oder eher charmante Kleinkriminelle, die cleverer sind als ihnen gut tut...?

 

Im August 2013 erschien ein Fokus-Artikel, auf den wohl jeder Basenjibesitzer im Laufe seines Lebens einmal angesprochen wird. Alle Jahre wieder wird er hervorgekramt. Besagtem Artikel liegt eine Studie des amerikanischen Psychologen und Hundeforschers Stanley Coren zu Grunde. Coren stellt die These auf, dass nicht alle Hunderassen gleichermaßen schlau sind, sondern sich die Intelligenz nach Rassen unterscheide. Auf der Basis seiner Beobachtung von 110 verschiedenen Hunderassen und Interviews mit mehr als 200 Preisrichtern von Hundegehorsamkeitswettbewerben erstellt Coren ein Ranking der schlauesten und der dümmsten Hunderassen. Der Basenji ist Corens Studien zufolge der zweitdümmste Hund.  

Hier findet ihr den vollständigen Artikel: https://www.focus.de/wissen/natur/hunde/forschung/hundeintelligenz-ranking-die-einsteins-unter-den-vierbeinern_aid_1037690.html

Wer jetzt einen empörten Aufschrei und wütendes Gezeter unter uns Basenjileuten erwartet, den muss ich jedoch enttäuschen. Jedenfalls was mich angeht. Mir entlockt Corens Bewertung nämlich nicht mehr als ein müdes Lächeln und sogar eine gewisse Bestätigung seiner Ergebnisse. Versteht mich nicht falsch, ich halte die Basenjis ganz sicher nicht für dumm, dennoch bestätigt Coren das, was auch ich immer sage. Denn er bewertet ARBEITSintelligenz, den Will-to-please, wie gut die jeweilige Rasse vom Menschen lenkbar ist. Und da bin ich ganz bei ihm, wenn er den Basenji weeeeiiiiit nach hinten setzt. Der Unterschied ist nur, dass das für mich rein gar nichts mit Intelligenz zu tun hat. Wer ist wirklich klüger, derjenige, der blind folgt oder derjenige, der seinen eigenen Kopf benutzen kann?

Ich bin zu diesem Thema mal auf ein Zitat gestoßen, dass es meiner Meinung nach ziemlich gut auf den Punkt bringt:

"Are basenjis intelligent? Yes, but not in the way you might first think. If basenjis were high school students, they would not be the brainiacs who score high enough on their SATs to go to Harvard on a full scholarship. No, basenjis would be the hoodlums with the smarts to bypass security, break into the principal's office, steal a copy of the test, and sell it for cigarette money." ~ Robin Simmons<<

Besser hätte ich es nicht sagen können!

Aber ich kann eine ganz persönliche Alltagsgeschichte beisteuern, die gleichzeitig vorstehendes bestätigt und einer von vielen Gründen ist, warum ich die Basenjis und ihre Art der Intelligenz so sehr liebe. Sie versetzen mich in Erstaunen, es wird niemals langweilig und sie machen einfach Spaß. Sie sind eine Herausforderung, die ich jeden Tag aufs Neue gerne annehme.

Meine Basenjis wissen genau, was  ich wirklich ernst meine und bewegen sich innerhalb dieses Regelspielraums zu ihren eigenen Bedingungen.

Es ist beispielsweise absolut und total verboten, an die Mülleimer in der Küche oder den gelben Sack zu gehen. Das wissen sie genau und stellen diese Regel nicht in Frage. Der Papierkorb in meinem Bücher-/Näh-/Kreativ-/Arbeitszimmer (irgendwie will mir keine passende Bezeichnung für meinen absoluten Lieblingsraum in meinem Zuhause einfallen) ist aber eine ganz andere Nummer. Akiro ist ein Goldschatz und macht wirklich wenig Blödsinn, weil es ihm einfach gefällt, "mein lieber Junge" zu sein. Er lässt sich höchstens mal von Inaya anstiften. Die räumt nämlich in schöner Regelmäßigkeit meinen Papierkorb aus. Egal , ob ich schimpfe. Manchmal  glaube ich sogar, WEIL ich schimpfe. Sie wird richtig kreativ, um mir eins auszuwischen und das Verbot wieder einmal zu umgehen.

Kürzlich habe ich beim Nachfüllen meines Füllers wie immer herumgesaut und mit einem Küchenpapier die Tinten-Sauerei beseitigt. Ich habe Inaya dann erwischt, wie sie sich dieses Küchenpapier stibitzt hat, habe es ihr weggenommen  und - weil ich zu faul war, den Papierkorb direkt auszuleeren - ganz unten in den Korb gestopft unter den ganzen Papiermüll. Ich war ziemlich deutlich, wohl auch deutlicher als sonst, weil Tinte nunmal sicherlich nicht gut für sie ist! Den Korb direkt auszuleeren, wäre wahrscheinlich weniger aufwändig gewesen, aber das ist eine andere Geschichte.

Einige Stunden später finde ich dann aber genau dieses Küchenpapier mit den Tintenflecken zerrupft draußen auf dem Rasen. Inaya schlummert seelenruhig und unschuldig in ihrem Körbchen und mein Papierkorb steht an der gleichen Stelle wie vorher, nichts weiteres, nicht das kleinste Fitzelchen Papier ist außerdem rausgeräumt. Ich habe keine Ahnung, wie sie das angestellt hat, zumal sie ziemlich klein ist und das Papier ganz unten im Korb war. Außerdem war ich ja die ganze Zeit zuhause und habe von ihrer Aktion nichts mitbekommen. Vielmehr als ihre unfassbare Geschicklichkeit, beeindruckt mich aber die Denkleistung die dahinter steckt. Ihr war nämlich völlig klar, dass es mir nicht nur darum ging, dass sie wiedermal am Papierkorb war, sondern ganz konkret um dieses eine Teilchen. Tja, Herausforderung angenommen. Frauchen ausgetrickst und dann mit sich und der Welt im Reinen ins Körbchen gekuschelt, als könnte sie kein Wässerchen trüben.

Fast noch besser war die Situation als sie unseren Jack Russell Jimmy einmal ausgetrickst hat, um an seinen Knochen zu kommen. Es war zu Beginn ihrer Läufigkeit. Sie roch für die Jungs schon sehr interessant, aber es war noch lange nicht soweit, dass wir sie trennen mussten, zumindest solange wir dabei waren. Alle Hunde hatten einen Knochen, Inaya wollte aber Jimmys haben. Blöd gelaufen nur, dass wir dabei waren und sie ihm seinen Knochen also nicht einfach wegnehmen konnte. Wir hätten geschimpft und sie blöd dagestanden. Also ist sie ein paar Minuten durch den Garten gewandert, hat ihre Kreise um Jimmy gezogen und hat nachgedacht. Ich schwöre, man konnte die kleinen Zahnrädchen in ihrem Gehirn rattern hören. Dann fiel ihr ein, dass sie ja schon ziemlich verführerisch riecht. Also setzt sie sich einen knappen Meter neben Jimmys Nase und pieselt ein paar Tröpfen aufs Gras (tut sie sonst nie - Basenjis sind praktisch grundstücksrein). Jimmy - ganz im Griff seiner männlichen Hormone - kann natürlich nicht widerstehen und kommt schnell schnuppern, den Knochen kurzzeitig vergessend. Ehe er noch wusste, wie ihm geschah, ist sie natürlich mit seinem Knochen verschwunden, mit einem selbstzufriedenen Seitenblick auf uns hat sie sich aus dem Staub gemacht. " Wegnehmen darf man nicht. Aber freigegebene Sachen darf man nehmen. Eure Regeln  - nicht meine."

Sie kennt Regeln und sie hält sich weitestgehend daran, aber wenn sie uns austricksen kann, dann tut sie es, und zwar am liebsten direkt vor unserer Nase und mit einer solch diebischen Freude, dass wir uns nur noch kopfschüttelnd ansehen und den Hut vor ihr ziehen können.

SO ticken Basenjis! Und wenn das nicht verdammt schlau ist, dann weiß ichs auch nicht!

CHANDU

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